- Restaurantkritiker Carsten Henn teilt seine kulinarischen Höhepunkte des Jahres.
- Fünf Restaurants, die die Kölner Gastro-Szene enorm bereichert haben.
- Auch Anwärter auf Sterne des Guide Michelin sind dabei.
Das Jahr 2018 war ein glückliches Jahr für die kulinarische Szene in Köln – 2019 dagegen ein eher trauriges. Wer hat nicht alles dicht gemacht in den vergangenen zwölf Monaten?
Das „Aura“ in Rodenkirchen hat seine Pforten geschlossen, im „L’Escalier“ ist immer noch kein neuer Koch, da mit spannendem Konzept gestartete „Eygelstein“ hatte kaum geöffnet, da machte es schon wieder zu.
Auf der Liste von Kölns bemerkenswerten Street Food-Adressen findet sich das zurecht hochgelobte „Wurst Case Szenario“ in dieser Form schon nicht mehr. Mit dem „Daitokai“ und seinen typischen Teppanyaki-Tischen schloss auch eine asiatische Institution in der Stadt.
Zwei markante Bauten und großartige Locations – der Colonius und die Bastei – bleiben weiter kulinarisch unbespielt. Sieht denn keiner im Rathaus, dass das kulinarische Angebot auch ein Standortvorteil für eine Stadt ist? Dazu passt, dass es immer noch keine Markthalle gibt – und die kleine im Belgischen Viertel auf unbestimmte Zeit geschlossen ist.
Aber es gibt natürlich auch gute Neuigkeiten: Mit den „Fine Food Days Cologne“ gibt es jetzt endlich eine Veranstaltungsreihe, in der sich die besten Köche Kölns präsentieren können. Zudem ist Eric Werner mit seinem „Astrein“ zumindest ein Spitzenkoch, der ein hochkarätiges Restaurant nach Köln gebracht hat.
Und zwei von Kölns jungen Sterneköchen geben weiterhin Gas: Maximilian Lorenz holte sein „Pigbull BBQ“ zu seinen anderen Restaurants in die Johannisstraße und erweiterte das kulinarische Angebot; Daniel Gottschlich vom „Ox & Klee“ pimpte seine Cocktailbar „The Bayleaf“ zum vollwertigen Restaurant.
Das alles macht schon Lust, den Blick nach vorne zu richten, denn 2020 verspricht einiges: Julia Komp, einst Deutschlands jüngste Sterneköchin und bis Ende 2018 Küchenchefin auf Schloss Loersfeld in Kerpen, kehrt zurück in ihre Heimat; auch Luis Diaz plant nach dem „Aura“-Aus bald wieder in der Domstadt am Herd zu stehen.
Und vor den Toren der Stadt, in Lohmar, will der Berliner Spitzenkoch Daniel Lengsfeld im „Gasthaus Scheiderhöhe“ traditionelle Gasthaus-Küche neu interpretieren. Weiter gilt: Wer gute Restaurants in der Nähe haben will, muss sie unterstützen – indem er dort essen geht.
Das Restaurant „Gut Lärchenhof“ in Pulheim grenzt an einen Golfplatz.
Das, wofür viele Köche Jahrzehnte brauchen, hat Torben Schuster schon in jungen Jahren geschafft: eine eigene Handschrift zu entwickeln. Bei Schuster dreht sich alles um Säure, die bei ihm in nahezu jedem Gang eine Rolle spielt.
Mal fein und dezent, mal prickelnd und erfrischend, aber dabei immer mannschaftsdienlich, nie um ihrer selbst willen, nie anstrengend, sondern klug und schlüssig. Schuster lernte bei Holger Berens in Düsseldorf sein Handwerk, war dann kurz im mehrfach als bestes Restaurant der Welt ausgezeichneten „Noma“ in Kopenhagen, es folgten das kultige Drei-Sterne-Restaurant „De Librije“ (Zwolle) und das „Nagaya“ (Düsseldorf), wo er als Sous Chef arbeitete.
Letzteres erklärt auch den zweiten roten Faden in Schusters Küche: asiatische Akzente, meist japanische. Kabeljau, Spinat, und Kaviar begleitet er zum Beispiel mit einer Kombu-Beurre-Blanc. Makrele, Rote Bete und Meerrettich mit Myoga (japanischem Ingwer).
All das genießt man in den luftigen Räumlichkeiten des Golf-Ressorts Gut Lärchenhof – wo vor dem Gatter übrigens geklingelt werden muss. Ein Lob gebührt auch Peter Hesseler, dem Trüffelschwein unter den Gastronomen der Region. Dem vielgereisten Feinschmecker gelingt es immer wieder, Spitzenköche für seine Restaurants zu gewinnen.
Nach dem inspirierten Duo Baumann/Scheffler, das nun im „NeoBiota“ morgens wie abends begeistert, fand er mit Torben Schuster einen Nachfolger, der sich anschickt, einer der bemerkenswertesten Köche seiner Generation zu werden.